Liebe Leser*innen unseres Newsletters,

Seit dem letzten Newsletter sind 2 Wochen vergangen. In dieser Zeit haben wir Sie nicht mit neuen Informationen versorgt, da wir einerseits wie geschrieben im Urlaub waren, anderseits in einem gemeinsamen Gespräch mit der Stadt vertreten durch den Bürgermeister Pakusch und unserem Anwalt, ein wirklich positives, konstruktives Gespräch hatten. In diesem Gespräch bat Bürgermeister Pakusch darum, unsere Anregungen zur Veränderung des Konzeptes der Bebauung des ehemaligen Krankenhausareals schriftlich dargelegt zu bekommen. Er stellte in Aussicht, dass die Stadt auf der Grundlage des Schreibens die kommenden Tage und Wochen prüfen wird, wo sie die geäußerten Anregungen und wie weit Sie diese berücksichtigen kann.

Das Schreiben haben wir von unserem Rechtsanwalt verfassen lassen und angeregt, die Geschossigkeit auf drei Geschosse zu reduzieren, wobei das dritte Geschoss ein Staffelgeschoss sein sollte. Ferner haben wir vorgeschlagen, die Einzelhandelsflächen im Erdgeschoss durch die im 1. OG vorgesehenen Arztpraxen zu ersetzen und statt dessen im 1. OG weitere Wohneinheiten vorzusehen. Das soll dazu dienen, die Massivität des Baukörpers und den Verkehr auf der Bahnstraße, der Burgstraße und der Mühlenstraße zu reduzieren. Schließlich haben wir um Prüfung der Frage gebeten, ob der Baukörper etwas weiter von der Straße abgerückt werden kann. Ausdrücklich betont wurde in dem Schreiben, dass es uns nicht darum geht, das Projekt zu verhindern oder wirtschaftlich uninteressant werden zu lassen. Daher haben wir darauf hingewiesen, dass die durch die Reduzierung der Geschossigkeit entfallenden Flächen an anderer Stelle im Projekt kompensiert werden können.

Wegen der emotionalen und deshalb nicht immer sachlichen Diskussion des Projekts und gegenseitigen Vorwürfen insbesondere in den sozialen Medien haben wir uns mit Bürgermeister Pakusch darauf verständigt, kein weiteres Öl ins Feuer zu gießen und stattdessen den Dialog fortzusetzen. Deshalb hat es auch keine weiteren Mitteilungen unsererseits gegeben. Wir haben diese „Friedenspflicht“ gewahrt, weil wir die Hoffnung hatten, in einem sachlichen Dialog mit der Stadt und der Grundstücksgesellschaft (GSG) weiter zu kommen. Dies auch deshalb, weil unser Rechtsanwalt ein ausführliches Telefonat mit dem Geschäftsführer der GSG, Herrn Kerbusch, geführt hat, in dem dieser Verständnis für die Anregungen und Bedenken geäußert und zu erkennen gegeben hat, sich für einen Kompromiss einsetzen zu wollen.

Wir stellen fest, dass es wohl etwas naiv von uns war zu glauben, dass die Stadt und die GSGrundstücksgesellschaft in ihrem Willen, dieses Projekt gewinnmaximierend umzusetzen, freiwillig auf unsere Argumente eingehen. OK, gelernt. Insofern nehmen wir die öffentliche Diskussion wieder auf und laden Sie herzlich ein, weiter mit uns zu diskutieren und die Entwicklung von Willich zu gestalten, gerne auch in einer gemeinsamen Bürgerinitiative. Dazu aber später mehr.

Was ist also in den letzten Wochen passiert:

Während dieser - vermeintlichen - Friedenspflicht gab Bürgermeister Pakusch der Rheinischen Post am 15.10.2021 ein Interview:
https://aktuelles.katharinenhoefe-nicht-so.de/user/pages/01.blog/newsletter-vom-06-11-2021-woche-4/2021-10-15-RheinischePostMuenchheideAusschnitt.jpg

Dort wurde statt eines "Lebensmittel-Vollsortimenters" nun "beispielsweise ein Biomarkt" angekündigt. Und dann kommt wohl der entscheidende Satz:

"Das vertrage sich mit der Verkehrssituation auf der Bahnstraße, wie ein Verkehrs- und Lärmgutachten zeigen werde, sagt Pakusch."

Klar, wer ein Gutachten bestellt, bestimmt auch das Ergebnis. Schön, wenn man vorher weiß, was ein Gutachter schreiben wird.

Außerdem haben wir ein Schreiben der Stadt in schönstem Verwaltungsdeutsch erhalten, mit dem uns erklärt wurde, wie ein Bebauungsplan aufgestellt wird. Vielen Dank! In einem Telefonat hat Herr Pakusch unserem Rechtsanwalt erklärt, dass das so zu verstehen sei, dass die Stadt die Anregungen an die Politik weiterleitet und Empfehlungen ausspricht, den Vorschlägen zumindest in Teilen zu folgen. Es wurde vereinbart, dass es ein weiteres Gespräch dazu in größerer Runde gibt.

Nach unserem Urlaub, wurden wir deshalb mit unserem Anwalt erneut zu einer großen Runde mit der Stadt am 25.10.2021 gebeten. In dieser hat man es uns dann gegeben:

  • Bürgermeister Pakusch: "Es ist gerade ein Verkehrs- und Immisionsgutachten in der Erstellung, das zeigen wird, dass die Bahnstraße einen Biosupermarkt und eine Drogeriekette verkraftet." In einem vorhergehenden Gespräch sagte er auch: "Und eine weitere Kette." Was immer das bedeutet.
  • Bürgermeister Pakusch: "Wir sehen als Stadt keinen Anlass Ihnen in Ihren Wünschen entgegenzukommen. Bringen Sie halt ihre Wünsche in das Verfahren ein und man wird sehen."
  • Bürgermeister Pakusch: "Und der städtebauliche Wettbewerb sieht eine vierstöckige Bebauung Ihrem Haus gegenüber vor und wir sehen auch keinen Grund davon abzurücken. Und wir werden einen Angebotsbebauungsplan machen."
  • Bürgermeister Pakusch: "Das Verkehrs- und Immisionsgutachten ist noch nicht fertig, das wird dann in die Planungsausschuss-Sitzung am 7.12.2021 eingebracht. Und soll dann auch die Offenlegung des Bebauungsplans beschlossen werden."

An dem Gespräch nahmen sieben Vertreter der Stadt einschließlich Rechtsanwalt, Matthias Albrecht und unser Rechtsanwalt teil.

Um ehrlich zu sein, waren wir platt. "Friedenspflicht" für uns und volle Rohre für die Stadt. Nicht schlecht. So fühlt man sich als Bürger ernst genommen und wert geschätzt.

Das obige möchten wir für unsere Leser dennoch gerne übersetzen:

  • Biosupermarkt und Drogeriekette führen zu zwei Anlieferungen statt einer. Und eine Kette dann zu einer Dritten. Beliefert wird gerne nachts, aber eben nicht nur. Bitte denken Sie dran, dass Anlieferfahrzeuge wahlweise über die Burgstraße oder Mühlenstraße abfahren müssen.
  • Der "Angebotsbebauungsplan" bietet dem Bauherren etwas an. Das kann er auch maximal ausschöpfen. Also weiterhin 16,80 m hoch an die Bordsteinkante der Bahnstraße und wenn es kein Drogeriemarkt und Biosupermarkt sein soll, dann eben doch einen "Vollsortimenter" wie EDEKA. Damit wohl: im Westen nichts Neues.
  • Bemerkenswert ist, dass Bürgermeister Pakusch das Ergebnis von zwei Gutachten am 15.10.2021 schon kennt, die zum Zeitpunkt des Gespräch am 25.10.2021 uns nicht bekannt fertig sind und erst für die Planungsausschuss-Sitzung am 7.12.2021 (!) veröffentlicht sein sollen. Das nennt man dann wohl ein "bestelltes Ergebnis".

Was macht man nun mit bestellten Gutachten? Qualifiziertes Fachpersonal hinzuziehen. Wir haben ein Gespräch mit einem Büro für Verkehrsgutachten in Düsseldorf geführt. Hier wurden unsere Erwartungen gedämpft. Viele Verkehrssituationen, die hinterher nicht funktionieren, lassen sich dennoch in einem Verkehrsgutachten als Grundlage für einen Bebauungsplan heranziehen. Toll, funktioniert nicht, ist aber legal. Diese Aussage sei noch kein Urteil über die Verkehrssituation in der Bahn-, Burg- und Mühlenstraße. Dafür müsse man sich die Situation vor Ort anschauen.

Wir brachten im Gespräch mit dem Verkehrsgutachter dann noch an, dass die Dialysestation auf der Bahnstraße lebenserhaltende Maßnahmen erbringt und eine jederzeitige Anfahrbarkeit für Patienten und im Notfall auch für Rettungswagen gewährleistet sein muss. Und ein Rückstau durch einen rangierenden LKW bei der Anlieferung oder Abfahrt an den Biosupermarkt oder die Drogeriekette genau diese blockieren könne. Mal abgesehen von den heutigen Lieferfahrzeugen für Amazon, DHL etc., die täglich genau das auf der Bahnstraße verursachen. Dieser Umstand war unserem Verkehrsgutachter natürlich nicht bekannt und wird jetzt berücksichtigt. Warten wir doch mal ab, was dabei rauskommt.

Wenn man sich das jetzt nochmals rückwirkend anschaut, dann fehlten dem städtebaulichen Wettbewerb zwei wesentliche Vorgaben:

  • Die ungehinderte jederzeitige Anfahrbarkeit während der Öffnungszeiten der Dialysestation und
  • der Denkmalschutz der Bahnstraße 33 (wo heute in den Katharinenhöfen genau die vier Stockwerke geplant sind).

Wir können nur feststellen, dass damit der städtebauliche Wettbewerb unter unvollständigen und damit falschen Voraussetzungen stattgefunden hat.

Da wir in den vielen Gesprächen mit Willicher Bürgern und unseren Nachbarn gesprüht haben, wie wichtig Ihnen die Entwicklung von Alt-Willich, unserem zu Hause ist, möchten wir uns nun neu und anders organisieren. Wir haben gelernt, dass Bürger wohl nur dann wahrgenommen, wenn sie in nennenswerter Anzahl erscheinen. Wir würden uns daher freuen, wenn Ihr euch mit jedem Familienmitglied für diesen Newsletter anmeldet und gewinnt auch Freunde und Bekannte dafür. Die Abonnenten dieses Newsletters werden dann - hoffentlich - der Kern einer zukünftigen Bürgerinitiative. Wenn Ihr uns auf diesem Weg unterstützen wollt, meldet euch zeitnah, denn es ist sicherlich sinnvoll, dass der Start für eine Bürgerinitiative vor der Planungsausschuss-Sitzung am 7.12.2021 fällt, damit unsere Politiker, die wir ja mit unseren Stimmen gewählt haben, diese Stimmen auch laut und deutlich vernehmen können.

Zum Abschluss kein Katzenbild sondern die Verkehrssituation am 4.11.2021 nachmittags. Also so wie jeden Tag, das Bild wurde zufällig geschossen: https://aktuelles.katharinenhoefe-nicht-so.de/user/pages/01.blog/newsletter-vom-06-11-2021-woche-4/2021-11-04-VerkehrBahnstrasseAusschnitt.jpg

Ach, in rot haben wir die freundliche Radfahrerin markiert, die von hinten von den zwei Autos verfolgt wird. Platz für entgegenkommenden Verkehr auf dem Fahrradstreifen gibt es sowieso nicht mehr. Schön, die Stadt einen Verkehrsgutachter kennt, der hier auch noch den Lieferverkehr für einen Biosupermarkt, einen Drogeriemarkt und eine Kette unterbringt. Nicht zu vergessen noch den Verkehr der Bewohner von 110 Wohnungen und Praxen mit 800 qm.

Damit möchten wir unsere Leser zum Mitmachen auffordern: bitte schickt uns an die Mailadresse info@katharinenhoefe-nicht-so.de

Bilder des täglichen Verkehrschaos

  • am Kreisel,
  • der Bahnstraße,
  • der Burgstraße,
  • der Mühlenstraße und
  • des Übergangs der Burgstraße auf die Parkstraße.

Genau diese Verkehrsknotenpunkte werden durch Biosupermarkt, Drogeriekette und alles übrige in den Katharinenhöfen dann zukünftig belastet.

Wir danken Euch für Eure Unterstützung. Wir freuen uns auf die weiteren Entwicklungen und sind überzeugt, dass wir gemeinsam viel für Willich erreichen werden.

Eure Albrechts mit Katzen

Willich, den 06.11.2021